Geschichte der Organtransplantation
Informiert bleiben
Die moderne Transplantationsmedizin blickt auf eine lange und eindrucksvolle Geschichte zurück.
Geschichte der Organtransplantation
Die Geschichte der Organtransplantation umfasst mehr als 130 Jahre und ist noch nicht zu Ende geschrieben. Erfolge in unterschiedlichen Disziplinen haben die moderne Organspende ermöglicht:
- Medizinische Forschung (Entwicklung von Transplantationsverfahren, Aufklärung der menschlichen Immunreaktion auf fremdes Gewebe und Entwicklung von Immunsuppressiva)
- Koordinierte Zusammenführung von passenden Spenderorganen und Empfängern (Eurotransplant, DSO)
- Politische Thematisierung von Organspende und Entwicklungen, die zur erhöhten Verfügbarkeit von Spenderorganen führen können
Die moderne Transplantationsmedizin blickt auf eine lange und eindrucksvolle Geschichte zurück. Mehr als 130 Jahre sind bereits seit der ersten Verpflanzung von menschlichem Gewebe vergangen. Und seit über 60 Jahren werden Organtransplantationen erfolgreich durchgeführt. Nachdem zunächst die Transplantation von tierischen Organen erforscht wurde, gingen Wissenschaftler dazu über, die Transplantation von Mensch zu Mensch zu untersuchen.
Erforschung des Immunsystems
Dabei wurde entdeckt, dass der Körper von Empfänger*innen Antikörper gegen das Spenderorgan bildet und dadurch eine Abstoßungsreaktion auslöst. Um die Problematik der Abstoßung zu umgehen, erfolgte die erste erfolgreiche Nierentransplantation 1954 bei eineiigen, also genetisch identischen Zwillingen. 1967 folgte die erste erfolgreiche Lebertransplantation. Fortschritte in der Erforschung der menschlichen Immunreaktionen ermöglichten es, die Abstoßungsreaktion des Körpers durch Medikamente zu unterdrücken. Besonders die Entdeckung der HL-Antigene (humane Leukozyten-Antigene) nahm hier eine Schlüsselrolle ein. Diese Strukturen auf weißen Blutkörperchen (Leukozyten) werden nämlich von unserem Immunsystem erkannt. Es kann zwischen körpereigenen und körperfremden HL-Antigenen unterscheiden und so Abstoßungsreaktionen auslösen. Diese Erkenntnis trug dazu bei, Abstoßungsreaktionen besser zu verstehen und zu therapieren.
Vermittlung von Spenderorganen
Durch die Gründung von Eurotransplant im Jahr 1967 konnte die Suche nach Spenderorganen in acht Ländern Europas erfolgen. [23] Damit erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, bei Bedarf ein passendes Organ zu finden. 16 Jahre später wurde die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gegründet. Sie ist auch heute noch für die deutschlandweite Koordination von postmortalen Organspenden zuständig und arbeitet Hand in Hand mit Eurotransplant. Ein Jahr nachdem die Infrastruktur für die Koordination von Organspenden durch Gründung der DSO komplettiert wurde, lieferte die Wissenschaft einen Meilenstein in der Geschichte der Organtransplantation – die Entwicklung von Immunsuppressiva.
Entwicklung von Immunsuppressiva
Das Arzneimittel Tacrolimus wurde 1984 entdeckt, was einen Meilenstein in der Transplantationsgeschichte darstellt. Tacrolimus ist ein Immunsuppressivum, das bis heute eingesetzt wird, um die Abstoßung von transplantierten Organen zu verhindern.
Politische Wegbereitung
Politisch fand die Organspende durch Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes 1997 erstmals Beachtung. Die Organspenderegelung wurde 2012 mit dem Ziel reformiert, die Verfügbarkeit von Spenderorganen zu erhöhen. Krankenversicherten ab 16 Jahren wird nach der Reform alle zwei Jahre die Möglichkeit geboten, sich für oder gegen eine Organspende nach dem Tod zu entscheiden. 2016 trat das Gesetz zur Errichtung eines Transplantationsregisters in Kraft. Dieses enthält bundesweit alle medizinisch relevanten Daten von Patienten, die Organe gespendet oder empfangen haben, und trägt so zur Verbesserung der medizinischen Versorgung bei.
Weitere Empfehlungen aus dieser Kategorie
Auftreten von Komplikationen
Organtransplantationen sind heutzutage etablierte Eingriffe, die die Chance auf eine normale Lebenserwartung und eine verbesserte Lebensqualität bieten können. Wie alle Operationen birgt auch die…
Transplantation – Was ist das?
Wenn ein lebensnotwendiges Organ nicht mehr funktioniert und alle Wiederherstellungsmaßnahmen ausgeschöpft sind, bietet eine Transplantation eine gute Chance, die Lebenserwartung und -qualität zu erhöhen.
Risiken und Nebenwirkungen
Trotz der stetigen Fortschritte in der Transplantationsmedizin und Weiterentwicklung von Medikamenten bergen Immunsuppressiva für Transplantierte gewisse Risiken und Nebenwirkungen. Die richtige Dosierung dieser Medikamente…
Wie funktioniert eine immunsuppressive Therapie?
Nach einer Organtransplantation wird das transplantierte Organ von Ihrem Immunsystem als fremd erkannt und kann abgestoßen werden.
Erhöhtes Infektionsrisiko aufgrund Ihrer immunsuppressiven Therapie
Nach einer Transplantation muss das Immunsystem unterdrückt werden (Immunsuppression), damit das transplantierte, körperfremde Organ nicht abgestoßen wird. Dadurch sind Sie als Empfänger*in insbesondere in…
Arten von Transplantationen
Heutzutage kann dank enormer medizinischer Fortschritte eine Vielzahl von Organen transplantiert werden. Zu den transplantierbaren Organen gehören neben den Nieren die Leber, das Herz,…
Was passiert bei einer Abstoßungsreaktion gegen ein Spenderorgan?
Das Spenderorgan ist körperfremd und führt zu einer Aktivierung der körpereigenen Immunabwehr. Dies kann zur Abstoßung des Spenderorgans führen.
Was bewirken Immunsuppressiva?
Ein Spenderorgan kann Ihnen eine Rückkehr in einen aktiveren und unabhängigeren Alltag ermöglichen. Nach der Transplantation ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihren…