Gut zu wissen – Funktionen und Erkrankungen der Nieren
Sie kennen sicher den Aus druck „es geht einem etwas an die Nieren“ – was so viel bedeutet, wie dass jemanden etwas sehr mitnimmt. Zwar war diese Redewendung bereits lange vor Bekanntwerden der genauen Nierenfunktion in Gebrauch, doch sie verdeutlicht auch heute noch den Stellenwert dieses Organs.
Die Niere ist ein sogenanntes paariges Organ, was bedeutet, dass zwei Exemplare des Organs sich die Aufgaben teilen. Diese haben eine bohnenähnliche Form und befinden sich links und rechts der Wirbelsäule im hinteren Bauchraum. Jede Niere besteht aus einer Million Untereinheiten, die Nephrone genannt werden.1
Pro Tag werden ca. 150 l Blut in den Nieren filtriert und dadurch kontrolliert bzw. gereinigt. Davon werden dann etwa 1,5 l pro Tag als Urin ausgeschieden.2 Die Produktion von Urin und die Entsorgung von Substanzen, die nur über den Urin ausgeschieden werden können (sogenannte harnpflichtige Stoffe), gehören zu den Hauptaufgaben der Nieren. Darüber hinaus regulieren die Nieren den Wasser-, Mineral- und Elektrolyt-Haushalt sowie das Säure-Basen-Gleichgewicht. Dadurch wird langfristig auch der Blutdruck und die Zusammensetzung der Knochen beeinflusst. Zu den weiteren Aufgaben der Nieren gehört die Produktion von Hormonen, z. B. von Erythropoietin (EPO), das die Bildung roter Blutkörperchen fördert.3,4
Verschiedene Grunderkrankungen können langfristig die Nieren schädigen und zu einer chronischen Unterfunktion einer oder beider Nieren führen (Nierenversagen). Dazu zählen Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Autoimmunerkrankungen, bakterielle Entzündungen der Harnwege, Gendefekte oder angeborene Fehlbildungen. Auch die Einnahme von Medikamenten wie Chemotherapeutika oder Antibiotika kann Ursache für ein chronisches Nierenversagen sein.3 Das Besondere an der Niere ist, dass durch Anpassungsmechanismen eine 50 %ige Einschränkung der Nierenfunktion toleriert werden kann. Aus diesem Grund ist auch die Lebendspende einer Niere möglich. Ein völliges Nierenversagen tritt erst ein, wenn weniger als 10 % der Nephrone funktionstüchtig sind.4
Betroffene mit eingeschränkter Nierenfunktion sind häufig zunächst über mehrere Jahre symptomlos. Erst bei zunehmender Einschränkung oder bei Nierenversagen wird von Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Schwäche, Bewusstseinsstörungen, Juckreiz, Übelkeit und Erbrechen, Wassereinlagerungen, Herz-Kreislauf-Problemen sowie Schmerzen im Bereich der Nieren berichtet.3 Um eine Unterfunktion der Nieren festzustellen, werden unter anderem bildgebende Verfahren, Blutuntersuchungen und Urinanalysen durchgeführt, zudem wird die Filtrationsleistung der Nieren bestimmt.5
Je nach Ursprung des Nierenversagens beruht die Behandlung auf einer Therapie der jeweiligen Grunderkrankungen oder falls möglich dem Absetzen der verantwortlichen Medikamente. Darüber hinaus wird die verbliebene Nierenfunktion mithilfe von Medikamenten stabilisiert, denn eine Reparatur von geschädigtem Nierengewebe ist nicht möglich. Wenn die Reinigung des Blutes und Ausscheidung der harnpflichtigen Stoffe nicht mehr in ausreichendem Maß erfolgen kann, müssen diese Funktionen im Rahmen einer Dialyse übernommen werden.4 Eine alternative Möglichkeit stellt eine Nierentransplantation dar, die gegenüber einer lebenslangen Dialysepflicht mit einer besseren Lebensqualität verbunden sein kann.3
- Lang F, Kurtz A. Niere. In: Schmidt RF, Lang F, Thews G (Hrsg.), Physiologie des Menschen. Springer Medizin Verlag, 2005;668-71
- Onko Internetportal. Nierenkrebs – Anatomie und Funktion. 2021. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/nierenkrebs/anatomie-und-funktion.html, abgerufen am: 19.12.2023
- Transplant-Wissen. Nierentransplantation. 2023. https://www.transplant-wissen.de/nierentransplantation/, abgerufen am: 18.12.2023
- Silbernagel S. Die Funktion der Nieren. In: Kurtz A, Pape H-C,Silbernagel S (Hrsg.), Physiologie. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2014;380-436
- DocCheck Flexikon. Niereninsuffizienz. 2023. https://flexikon.doccheck.com/de/Niereninsuffizienz, abgerufen am: 19.12.2023
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