Kosten einer Leber- bzw. Nierentransplantation

Kosten einer Leber- bzw. Nierentransplantation

Transplantations­gesetz Deutschland

Eine Transplantation ist in Deutschland durch verschiedene Gesetze genau geregelt.1 So finden sich im Transplantations­gesetz (TPG) unter anderem die gesetzlichen Voraus­setzungen für eine Organ­spende, die Zulassung von Transplantations­zentren oder die Vermittlung von Organen.2 Im Fünften Buch des Sozial­gesetzbuch (SGB V) ist dagegen die Regelung der Kosten­übernahme einer Transplantation sowohl für gesetzlich versicherte Empfänger*innen als auch Lebend­spender*innen nieder­geschrieben.3

Wie viel kostet eine Leber­transplantation?

Die Kosten einer Leber­transplantation sind meistens höher als bei anderen Transplantationen. Dies liegt daran, dass der Eingriff komplexer und eine intensive Nach­sorge erforderlich ist. So kann eine Leber­transplantation mit Vor- und Nachbehandlung bis zu 200.000 Euro kosten.4,5

Wie viel kostet eine Nieren­transplantation?

Die Kosten einer Nieren­transplantation sind im Vergleich zu anderen Organtransplantationen, wie z. B. einer Leber- oder Herztransplantation, oft niedriger und belaufen sich im Durch­schnitt auf 50.000 – 65.000 Euro.4

Wer zahlt die Kosten für die medizinische Versorgung des Spenders bzw. der Spenderin?

Mit dem Zeit­punkt des Todes endet die Leistungs­pflicht einer Kranken­versicherung. Daher werden die Kosten für eine post­mortale Spende (z. B. die Organ­entnahme und der Transport des Organs) von der DSO übernommen. Da typischerweise mehrere Organe für unter­schiedliche Empfänger*innen entnommen werden, ist es nicht möglich, die medizinischen Maßnahmen an dem Spender oder der Spenderin direkt den einzelnen Empfänger*innen zuzuordnen. Aus diesem Grund erstattet die DSO den entstandenen Aufwand nach fest­gelegten Pauschalen.6

Im Falle einer Lebend­spende deckt die gesetzliche Krankenkasse (GKV) bzw. die private Krankenversicherung (PKV) der empfangenden Person die Kosten für die Vor­untersuchungen, den Eingriff selbst sowie die gesetzlich vorgeschriebene Nach­sorge des Spenders oder der Spenderin ab.7,8 Auch das Recht auf Lohn­fortzahlung während der Arbeits­unfähigkeit (aufgrund von Krank­schreibung) wird übernommen. Die Arbeitgeber*innen können sich das während dieser Zeit gezahlte Arbeits­entgelt sowie die Sozialversicherungs­beiträge von der GKV oder der PKV der empfangenden Person erstatten lassen.7-9 Falls die Arbeits­unfähigkeit länger als sechs Wochen andauert, haben Spender*innen Anspruch auf Kranken­geld, ähnlich wie bei anderen lang­fristigen Erkrankungen. Das Kranken­geld wird bis zur Höhe des gesamten Netto­verdienstes, jedoch maximal bis zur Beitrags­bemessungsgrenze, gezahlt.

Obwohl die Kosten generell übernommen werden, ist es ratsam, sich vor der Transplantation bei der Kranken­versicherung der empfangenden Person zu erkundigen, welche Leistungen in welchem Umfang übernommen werden. Mögliche Selbst­behalte der versicherten Person sollten geklärt werden, wenn­gleich diese nicht dem Spender oder der Spenderin angelastet werden.7 Die Krankenkasse der spendenden Person sollte vorab ebenfalls über die bevorstehende Lebend­organspende in Kenntnis gesetzt werden.

Versicherungs­deckung: gesetzlich und privat bei Transplantationen

Gesetzliche Kranken­kassen

Die Kosten für den Empfänger oder die Empfängerin, die rund um die Transplantation entstehen, werden von der GKV übernommen.6,9 Zusätzlich werden bei Lebend­spenden auch die Kosten der spendenden Person gedeckt. Dazu zählen neben der ambulanten und stationären Behandlung auch die not­wendigen Vor- sowie die regel­mäßigen Nachsorge­untersuchungen. Zudem werden auch Rehabilitations­maßnahmen, das Kranken­geld und erforderliche Fahrt­kosten gedeckt.10

Private Kranken­versicherungen

Die PKV übernimmt genauso wie die GKV die Kosten für eine medizinisch erforderliche Organ­transplantation sowie die dazu gehörigen Vor- und Nachsorge­untersuchungen für ihre Versicherten und – im Falle einer Lebend­spende – für die Organ­spender*innen.9 In manchen Fällen werden die Kosten anteilig mit anderen Versicherungs­trägern wie der Beihilfe­stelle aufgeteilt.7,10

Kosten für Medikamente

Immun­suppressiva

Die Kosten für die lebens­lange Einnahme der Immun­suppressiva nach der Transplantation werden von den zuständigen Kranken­kassen bzw. -versicherungen erstattet. Gesetzlich Versicherte erhalten die notwendigen Medikamente üblicher­weise auf Rezept. Die Kosten werden direkt von der GKV übernommen, wobei Patient*innen oft eine geringe Zu­zahlung leisten müssen, die je nach Medikament variieren kann. Da die Zu­zahlung jedoch gesetzlich gedeckelt ist, kann sie pro Medikament maximal 10 Euro betragen.3 Es gibt auch Regelungen zur Befreiung von Zu­zahlungen für bestimmte Patient*innen­gruppen. Bei Privatversicherten hängt die Kosten­übernahme von den individuellen Vertrags­bedingungen ab. Normaler­weise werden die Kosten für not­wendige Medikamente nach einer Transplantation von der PKV erstattet. Je nach Vertrag können jedoch individuelle Selbst­beteiligungen oder prozentuale Eigen­anteile vereinbart sein.

Weitere Medikamente

Neben den Immun­suppressiva kann die Ein­nahme weiterer Medikamente not­wendig sein. Dazu zählen beispiels­weise Antibiotika zur Vorbeugung von Infektionen oder Medikamente zur Behandlung von Neben­wirkungen der Immun­suppression. So werden häufig Medikamente zur Kontrolle des Blut­drucks oder zur Senkung des Cholesterin­spiegels eingesetzt. Zudem ist oftmals auch die Weiter­behandlung der spezifischen Grund­erkrankung not­wendig. Im Fall einer Leber­transplantation aufgrund einer Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Infektion muss eventuell die Behandlung mit anti­viralen Medikamenten fortgeführt werden. Für die Kosten­übernahme dieser Medikamente gelten in der Regel die gleichen Bedingungen wie für die Immun­suppressiva.

Weitere finanzielle Unterstützung

Sozialversicherungs­leistungen

Die deutschen Sozialversicherungs­leistungen sorgen dafür, dass Transplantierte nicht nur medizinisch, sondern auch finanziell und rehabilitativ umfassend unterstützt werden. So können neben der Kranken- und der Unfallversicherung auch die Renten- bzw. Pflegeversicherung eine finanzielle Entlastung bieten. Dies spielt insbesondere eine Rolle, wenn Komplikationen auftreten, die nicht in direktem Zusammen­hang mit der Organ­spende stehen. Das wäre z. B. bei einem Herz­infarkt während der Genesungs­zeit der Fall.11 Die Renten­versicherung ermöglicht dann unter anderem Rehabilitations­maßnahmen, die die Betroffenen dabei unterstützen wieder ins Berufs­leben zurück­zukehren oder ihre Lebens­qualität zu verbessern. Für Patient*innen, die nach einer Transplantation eine lang­fristige Pflege benötigen, tritt die Pflege­versicherung ein. Sie deckt die Kosten für eine Pflege zu Hause oder in einer spezialisierten Ein­richtung, wenn dies aufgrund des Gesundheits­zustandes des Patienten oder der Patientin erforderlich ist.

Stiftungen und Spenden

Zusätzlich zur DSO gibt es weitere Stiftungen und gemein­nützige Organisationen, die spezielle Unterstützung bei einer Organ­transplantation bieten. Dazu gehört beispiels­weise der Bundesverband Niere e.V., Lebertransplantierte Deutschland e.V. oder Kinder­hilfe Organ­transplantation – Sportler für Organ­spende e.V. (KiO). Neben zahlreichen Veranstaltungen oder Hilfe zur Selbst­hilfe, bieten die Vereine in bestimmten Fällen auch finanzielle Hilfe an.12 So können teilweise Kosten über­nommen werden, die nicht durch die Kranken­versicherung abgedeckt werden. Hierzu zählen u. a. spezielle erlebnis­pädagogische Angebote oder Reise­kosten zu spezialisierten Transplantations­zentren sowie die Unter­bringung in der Nähe des Kranken­hauses während der Behandlung. Für solche Kosten werden manchmal auch individuelle Spenden­aktionen auf Online-Plattformen oder lokale Gemeinschafts­aktionen heran­gezogen.

Fazit

Das Transplantations­gesetz (TPG) regelt die rechtlichen Aspekte der Organ­spende und der Transplantation. Das SGB V dagegen bestimmt die Kosten­übernahme der notwendigen medizinischen Maß­nahmen durch die Kranken­kassen. Im Falle einer Lebend­spende werden die Kosten von der Krankenkasse/-versicherung der empfangenden Person getragen. Hier­unter fallen auch Vor­untersuchungen und Nach­sorge. Die Deutsche Stiftung Organ­transplantation (DSO) koordiniert die Organ­entnahme und -vermittlung sowie die anfallenden Kosten bei einer post­mortalen Spende. Zusätzliche finanzielle Unterstützungs­maßnahmen werden durch verschiedene Sozial­versicherungen und gemein­nützige Organisationen bereit­gestellt, die spezifische Bedürfnisse abdecken können.

FAQs – Häufig gestellte Fragen

Die Kosten für medizinisch notwendige Vor- und Nachsorge­untersuchungen sowie die Transplantations­operation selbst werden in der Regel von den gesetzlichen Kranken­kassen und den privaten Kranken­versicherungen der empfangenden Person übernommen. Dies gilt sowohl für Empfänger*innen als auch – im Fall einer Lebend­spende – für Spender*innen.6,9 Bei einer post­mortalen Spende werden die Kosten für die Organ­entnahme, die Konservierung und der Transport zum Transplantations­zentrum von der Deutschen Stiftung Organ­transplantation (DSO) gedeckt.6
Die Kosten für eine Leber­transplantation können sich auf bis zu 200.000 Euro belaufen, da der Eingriff sehr komplex und mit einer intensiven Nach­sorge verbunden ist.4,5
Die Kosten für eine Nieren­transplantation sind im Vergleich zu anderen Organ­transplantationen niedriger und liegen im Durch­schnitt zwischen 50.000 – 65.000 Euro.4
Die Lebens­erwartung nach einer Leber­transplantation hängt von verschiedenen Faktoren ab und variiert dem­entsprechend. Zu den Faktoren zählen die Dauer der Leber­schädigung, die bestehende Vor­erkrankungen und ob die Leber aus einer post­mortalen oder Lebend­spende stammt. Aber auch das Alter der Patient*innen sowie deren Lebens­stil nach der Transplantation spielen eine Rolle. Zudem kommt es darauf an, ob das transplantierte Organ gut angenommen und die lebens­wichtigen immun­suppressiven Medikamente vertragen werden. Ein Jahr nach der Transplantation sind von 100 über­tragenen Lebern noch 80 funktions­fähig. Fünf Jahre später arbeiten noch etwa 68 der Spender­organe.15
Die Lebens­erwartung nach einer Nieren­transplantation lässt sich nicht pauschal fest­legen und wird durch individuelle Faktoren beein­flusst. Dazu zählen das Alter der Patient*innen, die Dauer der vorherigen Dialyse­pflichtigkeit und ob die Niere aus einer post­mortalen oder Lebend­spende stammt. Zudem kommt es darauf an, ob das transplantierte Organ toleriert und die lebens­wichtigen immun­suppressiven Medikamente vertragen werden. Generell wird angenommen, dass eine Nieren­lebendspende von einer nahe verwandten Person die besten Aussichten auf eine längere Lebens­erwartung bietet. Das liegt daran, dass die genetische Überein­stimmung in der Regel höher und das Risiko einer Abstoßungs­reaktion damit verringert ist.16 Ein Jahr nach der Transplantation sind von 100 übertragenen Nieren noch 85 funktionsfähig. Nach fünf Jahren arbeiten noch 75 der transplantierten Organe.17
Die Kosten, die mit einer Lebend­organspende einher­gehen, werden von der Krankenkasse/ -versicherung der empfangenden Person über­nommen.6 Dennoch ist es ratsam, sich vor der Transplantation zu erkundigen, welche Leistungen in welchem Umfang über­nommen werden. Mögliche Selbst­behalte der versicherten Person sollten geklärt werden, wenn­gleich diese nicht dem oder der Spender*in an­gelastet werden.7 Die Kranken­kasse der spendenden Person sollte vorab eben­falls über die bevor­stehende Lebend­organspende in Kenntnis gesetzt werden.
  1. Sinner B, Schweiger S. [The role of the the transplant coordinator]. Anaesthesist 2021;70(11):911-21
  2. Bundesministerium für Justiz. Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen und Geweben. https://www.gesetze-im-internet.de/tpg/, abgerufen am: 08.04.2024
  3. Sozialgesetzbuch. § 27 SGB V Krankenbehandlung. 2023. https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/27.html, abgerufen am:
  4. RP online. So teuer ist eine Transplantation. 2012. https://www.ruhr-uni-bochum.de/chirurgie-kk-bochum/pressespiegel/2012.08.08%20RP%20-%20So%20teuer%20ist%20eine%20­Transplantation.pdf, abgerufen am: 16.04.2024
  5. leadingmedicine guide. Lebertransplantation: Informationen & Lebertransplantation-Spezialisten. 2021. https://www.leading-medicine-guide.com/de/behandlung/lebertransplantation­#topics, abgerufen am: 08.04.2024
  6. Organspende. Finanzierung der Organspende: Wer trägt die Kosten? 2023. https://www.organspende-info.de/blog/finanzierung-organspende/, abgerufen am: 08.04.2024
  7. PKV-Serviceportal. Organspende: Selbstverpflichtungserklärung der PKV. 2021. https://www.privat-patienten.de/organspende/­selbstverpflichtungserklaerung/, abgerufen am: 08.04.2024
  8. VDEK. Gemeinsames Rundschreiben vom 25.09.2015 zu den leistungsrechtlichen Ansprüchen bei einer Spende von Organen, Geweben oder Blut zur Separation von Blutstammzellen oder anderen Blutbestandteilen. 2015. https://www.vdek.com/vertragspartner/leistungen/organspende/_jcr_content/par/download_0/file.res/Endfassung-25-09-2015.pdf, abgerufen am:
  9. PKV-Serviceportal. Organspende und private Krankenversicherung: Das gilt 2024. https://www.privat-patienten.de/organspende/, abgerufen am: 08.04.2024
  10. BZgA. Die Lebendspende. https://www.organspende-info.de/fileadmin/Organspende/05_Mediathek/­Redaktionsbaukasten/Hintergrundinformationen/­BZgA_RBK_Infoformate_FAQ_Lebendspende.pdf, abgerufen am: 08.04.2024
  11. GKV-Spitzenverband. Gemeinsames Rundschreiben vom 25.09.2015 zu den leistungsrechtlichen Ansprüchen bei einer Spende von Organen, Geweben oder Blut zur Separation von Blutstammzellen oder anderen Blutbestandteilen. 2015. https://www.vdek.com/vertragspartner/­leistungen/organspende/_jcr_content/par/­download_0/file.res/Endfassung-25-09-2015.pdf, abgerufen am: 02.05.2024
  12. KiO. Finanzielle Hilfe. 2024. https://www.kiohilfe.de/helfen/finanzielle-hilfe, abgerufen am: 08.04.2024
  13. American Liver Foundation. Eine Einführung für Spender und Empfänger. 2024. https://liverfoundation.org/de/Leberkrankheiten/­Behandlungen/Informationszentrum-f%C3%BCr-Lebendspende-Lebertransplantationen/eine-Einf%C3%BChrung-f%C3%BCr-Spender-und-Empf%C3%A4nger/, abgerufen am: 08.04.2024
  14. KiO. Der Organspendepreis 2023 geht an KiO Youth Stiftung Über Leben zeichnet Juniorteam der Kinderhilfe Organtransplantation aus Preisübergabe im Bundesgesundheitsministerium. 2023. https://www.presseportal.de/pm/55792/5661127, abgerufen am: 08.04.2024
  15. Organspende. Die Lebertransplantation https://www.organspende-info.de/organspende/transplantierbare-organe/lebertransplantation/, abgerufen am: 08.04.2024
  16. leadingmedicine guide. Nierentransplantation: Spezialisten & Infos. 2023. https://www.leading-medicine-guide.com/de/behandlung/nierentransplantation, abgerufen am: 08.04.2024
  17. Organspende. Das Leben mit dem Spenderorgan und die Erfolgsaussichten einer Transplantation https://www.organspende-info.de/organspende/ablauf-einer-organspende/erfolgsaussichten/, abgerufen am: 08.04.2024

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