Risiken des Alkoholkonsums nach einer Nierentransplantation

Risiken des Alkoholkonsums nach einer Nierentransplantation

Grafik einer Niere mit guten und schlechten Essen für diese

Eine Transplantation stellt für viele Betroffene einen Neuanfang dar und ermöglicht die Rückkehr in ein aktives Leben. Zum Schutz des Organs und zur Stärkung der eigenen Gesundheit sollten jedoch bestimmte Dinge beachtet werden. Dazu zählen neben der regelmäßigen Einnahme der immun­suppressiven Therapie auch eine gesunde Ernährung. Daher sollten Sie möglichst auf bestimmte Genussmittel wie Alkohol verzichten, da dieser nicht nur Auswirkungen auf Ihr neues Organ und die lebenswichtige Immunsuppression haben kann, sondern auch Langzeitfolgen für Ihre Gesundheit möglich sind.

 

Auswirkungen des Alkohol­konsums auf die Nieren

Dass die Leber durch Alkohol geschädigt werden kann, ist weitläufig bekannt, aber kennen Sie auch die Auswirkungen von Alkohol auf Ihre Nieren? Denn auch wenn es uns oft nicht bewusst ist, so ist Alkohol ein Zell­gift, das verschiedene Körperorgane sowie unsere Nervenzellen schädigen kann. Dies gilt insbesondere auch für die Nieren, da zu ihren Haupt­aufgaben die Filtration von Gift­stoffen aus dem Blut zählt.1 Ein über­mäßiger Alkohol­konsum kann die Nieren überfordern und zu einer Funktions­einschränkung führen, was schwerwiegende Folgen haben kann. Ist die Nieren­funktion eingeschränkt, kann der normale Wasser­haushalt des Körpers nicht richtig aufrechterhalten werden. Dies macht sich zum Beispiel bereits während des Alkohol­konsums in Form eines verstärkten Harn­drangs bemerkbar. Die Nieren sind mit der Filtration der Gift­stoffe überfordert und geben zu viel Wasser ab. Da die Filtration ausbleibt, erfolgt keine Unterscheidung mehr zwischen nützlichen und giftigen Stoffen. So werden auch Mineralien, die der Körper braucht, fälschlicher­weise vermehrt ausgeschieden, während unerwünschte Substanzen wie der Alkohol und seine Abbau­produkte im Körper verbleiben können. All das führt zu einer Dehydration – also Austrocknung – des Körpers und einer Anhäufung von Gift­stoffen im Blut. Dies kann bei regelmäßigem Alkoholkonsum sogar zu einer Entzündung und einer lang­fristigen Schädigung der Nieren führen.2

Eine Beeinträchtigung des Flüssigkeits­gleichgewichts kann zudem den Blutdruck erhöhen. Dies ist insbesondere für Patient*innen nach Nieren­transplantation problematisch, da ein erhöhter Blut­druck (arterielle Hypertonie) ein bekannter Risiko­faktor für Nieren­schäden und Transplantat­verlust ist.3,4 Zudem ist die Wahrscheinlichkeit für Blut­hochdruck bei Nieren­transplantierten, u. a. aufgrund der immunsuppressiven Therapie, unabhängig vom Alkohol­konsum, ohnehin erhöht.5

Auswirkungen des Alkohol­konsums auf das Körper­gewicht

Alkohol ist jedoch nicht nur durch seine direkten Auswirkungen auf den Körper problematisch, sondern auch wegen seines hohen Kalorien­gehalts. Durch den wiederkehrenden Appetit infolge eines verbesserten allgemeinen Gesundheits­zustandes und die Einnahme bestimmter Medikamente ist eine ungewollte Gewichts­zunahme nach einer Nieren­transplantation möglich. Daher sollten Betroffene möglichst auf unnötige Kalorien verzichten.6

Darüber hinaus begünstigt Übergewicht die Entstehung eines Diabetes mellitus. Da Nieren­transplantierte aufgrund der notwendigen Immun­suppressiva ohnehin ein erhöhtes Diabetes-Risiko haben, sollte eine Gewichts­zunahme vermieden werden.7 Neben einer ausgewogenen Ernährung (siehe Gesund leben – Ernährungstipps für Transplantations­patient*innen) und Bewegung sollte nach einer Nieren­transplantation regel­mäßig der Blut­zucker kontrolliert werden, um mögliche Veränderungen früh­zeitig zu erkennen und recht­zeitig gezielt gegenzusteuern.6

Wechsel­wirkungen von Alkohol mit Medikamenten

Ein weiteres Problem sind Wechsel­wirkungen zwischen dem Alkohol und den Medikamenten, die zu schweren Neben­wirkungen oder einer veränderten Wirksamkeit der Medikamente führen können.8 Nach einer Nieren­transplantation wird dadurch insbesondere die Wirkung der immunsuppressiven Therapie beeinträchtigt, was für das Überleben der neuen Niere und den allgemeinen Gesundheits­zustand der Betroffenen enorme Auswirkungen haben kann.9

Alkohol kann die Wirkung von Medikamenten auf verschiedene Weise beeinflussen. So verlangsamt er beispielsweise die Magenent­leerung, sodass Medikamente länger brauchen, um aufgenommen zu werden. Außerdem hemmt er bestimmte Enzyme in der Leber, die normalerweise für den Abbau von Medikamenten zuständig sind. Dadurch können sich Wirkstoffe im Blut anhäufen, was deren Wirkung verstärkt und das Risiko für Neben­wirkungen erhöht – besonders, wenn die Nieren nicht einwandfrei arbeiten.8 Zusätzlich kann Alkohol die Schutz­hülle mancher Medikamente (z. B. Retard­kapseln) vorzeitig auflösen. Dadurch wird der Wirkstoff schneller als vorgesehen frei­gesetzt, was dessen Wirkung stark beeinflussen kann.10

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Langfristige Folgen des Alkohol­konsums

Erhöhtes Infektions­risiko

Durch die Einnahme der immun­suppressiven Medikamente ist das körpereigene Abwehr­system von Patient*innen nach einer Nieren­transplantation geschwächt. Dieser Effekt wird durch Alkohol noch verstärkt, sodass wichtige Abwehr­funktionen für bis zu 24 Stunden nach Alkohol­konsum nicht mehr richtig erfüllt werden können.11 Das liegt u. a. daran, dass bei einem übermäßigen Alkohol­konsum der Fokus des Körpers auf dem Abbau der Gift­stoffe liegt, weshalb andere Körper­funktionen heruntergefahren werden. Zudem wird die Produktion wichtiger Eiweiße (Anti­körper), die der Erkennung von Infektions­erregern dienen, verringert. Zusätzlich beeinträchtigt Alkohol­konsum unsere Schlaf­qualität, was sich wiederum negativ auf unser Immunsystem auswirkt. Daher ist bei übermäßigem Alkohol­konsum eine tief­greifende Schwächung des Immunsystems möglich.11-13

Auswirkungen auf die Leber

Die Hauptschritte des Alkohol­abbaus erfolgen in der Leber. Dieses Organ, das auch als Entgiftungs­zentrale des Körpers bekannt ist, verarbeitet den Alkohol zu Zwischen­produkten (z. B. Acetaldehyd), die dann über den Urin ausgeschieden werden können. Große Mengen an Acetaldehyd schädigen allerdings die Leber­zellen und führen bei lang­fristig hohem Alkohol­konsum zur Bildung von Fett­ablagerungen in der Leber (alkoholische Fett­leber).14 Darüber hinaus wird die Funktion der Leber­enzyme durch den Alkohol­konsum gehemmt. Dadurch können lebenswichtige Entgiftungs­prozesse nicht mehr stattfinden und Schad­stoffe sammeln sich an.8 Zudem werden auch Medikamente wie die Immun­suppressiva nicht mehr richtig abgebaut, was schwere Neben­wirkungen und eine Abstoßungs­reaktion zur Folge haben kann.6

Empfehlungen für Patient*innen nach einer Nieren­transplantation

Es wird empfohlen, den Alkohol­konsum nach einer Nieren­transplantation stark zu reduzieren oder möglichst ganz darauf zu verzichten.6 Wenn Sie in Ausnahme­fällen nicht auf ein alkohol­haltiges Getränk verzichten wollen, sollten Sie auf einen maß­vollen und eher seltenen Konsum achten. Darüber hinaus können Sie auch auf viele alkohol­freie Varianten zurück­greifen. Wie wäre es mit selbst­gemachten Limonaden, Eistees oder alkoholfreien Cocktails? Werden Sie erfinderisch und lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Sie sollten nur darauf achten, dass die Zutaten nicht zu kalorien­haltig sind, um einer Gewichts­zunahme vorzubeugen. Daher sind ungesüßte Tees, verdünnte Frucht­schorlen oder minimale Mengen an Sirup als Grundzutaten gut geeignet.

Gesunde Limonadenalternative
1 l Sprudelwasser
2 cl Zitronensaft
4 Zitronenscheiben
Eiswürfel

Zubereitung:

  • Mischen Sie alle Zutaten in einem geeigneten Gefäß und geben Sie anschließend die Eis­würfel hinzu.

Hier können Sie kreativ sein und andere Zutaten ausprobieren! Gut geeignet sind z. B. auch Orangen- und Limetten­scheiben sowie Minze im Sommer oder eine Stange Zimt und Ingwer im Winter.

 

Alkoholfreier Amaretto Sour

5 cl Zitronen­saft (frisch gepresst)
5 cl Wasser
1 cl Amaretto-Sirup
1 cl Kichererbsensaft/Aquafaba (veganer Eiersatz) – optional

Zubereitung:

  • Geben Sie die Zutaten gemeinsam mit einem Eis­würfel in einen Cocktail­shaker.
  • Schütteln Sie das Gemisch für etwa 20 Sekunden und geben Sie es dann in ein geeignetes Glas.

Für die Extra­portion Bar-Feeling können Sie das Ganze noch mit Eiswürfeln und einer Zitronen­scheibe garnieren!

Fazit

Alkohol­konsum hat viele negative Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit. Das gilt sowohl für die Allgemein­bevölkerung als auch für Patient*innen nach einer Nieren­transplantation. So wird nicht nur das Risiko für Blut­hochdruck3,4, die Infekt­anfälligkeit11-13 und das Risiko für eine Gewichts­zunahme erhöht6, sondern auch der Abbau der lebenswichtigen Immunsuppressiva beeinträchtigt, was starke Neben­wirkungen und schlimmsten­falls eine Abstoßungs­reaktion zur Folge haben kann.8

FAQ

Ausreichend Flüssigkeit zu trinken ist wichtig, dennoch sollte man dabei nach einer Nieren­transplantation ein paar Dinge beachten – denn nicht jede Flüssigkeit ist gesund! So sollte Alkohol stark reduziert oder möglichst vermieden werden. Außerdem sollte auf zuckerhaltige Softdrinks, puren Frucht­saft oder andere stark kalorien­haltige Getränke verzichtet werden. Dagegen werden Mineral­wasser, ungesüßte Tees oder verdünnte Frucht­schorlen empfohlen. Auch ungesüßter Tee oder Kaffee kann bedenkenlos getrunken werden.6
Nach einer Nieren­transplantation sollte der Alkohol­konsum stark eingeschränkt oder möglichst komplett eingestellt werden. Denn über­mäßiger Alkohol schadet nicht nur der Leber14, dem Blut­druck3,4 und dem Immunsystem11, sondern schränkt zudem die Nieren­funktion ein und hat Einfluss auf den Abbau von Medikamenten8. So können sich die Immun­suppressiva im Körper anreichern, was zu starken Neben­wirkungen sowie Abstoßungs­reaktionen führen kann.6
  1. Onko Internetportal. Nierenkrebs – Anatomie und Funktion. 2021. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/nierenkrebs/anatomie-und-funktion.html, abgerufen am: 30.01.2025
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Alkohol und Nieren. https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholkonsum/folgen-von-alkohol/alkohol-und-nieren/, abgerufen am: 30.01.2025
  3. Weir MR, Burgess ED, Cooper JE, et al. Assessment and management of hypertension in transplant patients. J Am Soc Nephrol 2015;26(6):1248-60
  4. Westhoff T. Blutdruckeinstellung nach Nierentransplantation. Nephro-News 2019;4
  5. Ponticelli C, Cucchiari D, Graziani G. Hypertension in kidney transplant recipients. Transpl Int 2011;24(6):523-33
  6. Ludwig-Maximilians-Universität. Verhaltensregeln nach einer Nierentransplantation.  https://www.lmu-klinikum.de/transplantationszentrum-lmu/patienteninfos/organtransplantation/nierentransplantation/verhaltensregeln-nach-einer-nierentransplantation/ddffd8ca55377f96, abgerufen am: 17.01.2025
  7. Albersmeyer M, Gehr B, Liebl D, et al. Posttransplantationsdiabetes mellitus – Eine Herausforderung für die Nachsorge. Die Nephrologie 2020;4
  8. Deutsches Krebsforschungszentrum. Fakten zu Alkohol: Wechselwirkungen von Alkohol mit Medikamenten. 2023. https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Downloads/pdf/FzA/FzA_2023_Wechselwirkungen-von-Alkohol-mit-Medikamenten.pdf, abgerufen am: 31.01.2025
  9. Adam C, Mihm J. Immunsystem und Immunsupressiva. Lebenslinien (Lebertransplantierte Deutschland e.V.) 2015;1
  10. Jedinger N, Khinast J, Roblegg E. The design of controlled-release formulations resistant to alcohol-induced dose dumping – a review. Eur J Pharm Biopharm 2014;87(2):217-26
  11. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Leben ohne Alkohol.  https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholverzicht/leben-ohne-alkohol/, abgerufen am: 31.01.2025
  12. Nescure. Alkohol und Immunsystem.  https://www.nescure.de/alkohol-und-immunsystem/, abgerufen am: 31.01.2025
  13. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Österreich). Alkoholkonsum und mögliche Folgen.  https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:0aa6a3ed-15d7-4f8f-8f93-169ffb146049/200212_BMSGPK_Alkoholkonsum%20und%20m%C3%B6gliche%20Folgen_pdfUA.pdf, abgerufen am: 31.01.2025
  14. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Alkohol und Leber.  https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholkonsum/folgen-von-alkohol/alkohol-und-leber/, abgerufen am: 31.01.2025

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