Das Sexualleben nach einer Nierentransplantation

Nach Erhalt Ihres Spenderorgans sehnen Sie sich vermutlich schon bald danach, ein Leben mit einem normalen geregelten Alltag zu beginnen. Ein Leben ohne belastende Gedanken und Sorgen um die zurückliegende Erkrankung wirkt auf viele transplantierte Menschen sehr befreiend. Mit der Rückkehr in ein normales Leben kehrt auch der natürliche Wunsch nach Intimität und Sexualität zurück. Sie stellen ein Grundbedürfnis dar und haben positive Auswirkungen auf die Lebensqualität. Doch vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt, ob bzw. wann Sie nach der Transplantation wieder ein erfüllendes Sexualleben führen können.
Grundsätzlich steht einem aktiven Sexualleben nach der Nierentransplantation nichts im Weg. Es empfiehlt sich jedoch vier bis sechs Wochen damit zu warten, bis Sie sich an ihr neues Organ gewöhnen konnten und Sie sich in ihrem Alltag zurechtgefunden haben. Nach einer Transplantation können physische und psychische Faktoren das Sexualleben negativ beeinflussen. Nebenwirkungen der einzunehmenden Medikamente, auftretende Müdigkeit, unkontrollierte Glukosespiegel oder ein geringes Selbstwertgefühl, Depressionen, Ängste und Libidoverlust können einem erfüllten Sexualleben im Wege stehen. Bei Männern kann es u. a. zu Erektionsstörungen oder erektiler Dysfunktion, bei Frauen zu Zyklusstörungen sowie vaginaler Trockenheit und Hefeinfektionen kommen. Zur Behandlung vaginaler Trockenheit können hormonfreie Gleitcremes und -gele angewendet werden, die den Feuchtigkeitsmangel ausgleichen. Für Männer bieten sich im Falle einer erektilen Dysfunktion 5-Phosphodiesterase-(PDE-5-)Hemmer, Schwellkörperautoinjektionstechniken, Penisvakuumpumpensysteme oder Schwellkörperimplantate an, um die erektile Funktion wieder herzustellen. Besprechen Sie auftretende sexuelle Probleme in jedem Fall mit Ihrem oder Ihrer behandelnden Ärzt*in. So können Sie eine hilfreiche Unterstützung erfahren, um zu einem erfüllten Sexualleben zurückzufinden.
Eine Empfängnisverhütung mit Kondomen oder Diaphragmen stellt für Transplantierte die sicherste Option dar. Niedrigdosierte orale Empfängnisverhütungsmittel, wie die „Pille“ kommen zwar infrage, sind jedoch unter gleichzeitiger Einnahme mit immunsuppressiven Medikamenten nicht vollständig wirksam und erfordern die zusätzliche Anwendung eines Kondoms. Außerdem sollten Sie sich aufgrund des fehlenden Schutzes vor Geschlechtskrankheiten und den möglichen Nebenwirkungen vor Einnahme der „Pille“ in jedem Fall von Ihrer oder Ihrem behandelnden Ärzt*in beraten lassen.
Sprechen Sie offen mit Ihrer oder Ihrem Partner*in über sexuelle Probleme und klären Sie über die möglichen Ursachen auf. So kann sie oder er Ihnen sensibler begegnen und sich besser in Sie einfühlen. Gemeinsam mit Ihrer oder Ihrem Partner*in können Sie so entspannt in ein erfülltes Sexualleben zurückfinden [1,2].
- Chiesi. Patientenbroschüre. Sexualität und Kinderwunsch. Das Leben nach der Transplan-tation Stand: Juli 2021
- Bild zur freien Verfügung gestellt von Nadine Rupprecht auf: https://unsplash.com/photos/bnqD_SsoaRw (zuletzt abgerufen am: 16.09.2021)
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