Sonnenschutz nach Transplantation – Risiken minimieren und Hautgesundheit fördern

Sonnenschutz nach Transplantation – Risiken minimieren und Hautgesundheit fördern

Grafik von Sonnenschutzutensilien am Strand

Sonnen­schutz spielt eine entscheidende Rolle für die allgemeine Haut­gesundheit, unabhängig davon, ob eine Transplantation stattgefunden hat oder nicht. Die ultra­violette (UV) Strahlung der Sonne kann die Haut schädigen, zu vorzeitiger Haut­alterung führen und das Risiko für Haut­krebs erheblich erhöhen. UV-A-Strahlen dringen tief in die Haut ein und schädigen das Binde­gewebe, während UV-B-Strahlen direkt die DNA der Hautzellen angreifen können. Regel­mäßiger und richtiger Sonnen­schutz – dazu zählen Sonnen­cremes mit hohem Licht­schutzfaktor, Schutz­kleidung und der Aufenthalt im Schatten – hilft, diese Risiken zu minimieren und die Haut vor lang­fristigen Schäden zu bewahren.1

Warum das Hautkrebs­risiko nach einer Transplantation höher ist

Nach einer Organ­transplantation – egal ob Niere, Leber oder ein anderes Organ – müssen Patientinnen und Patienten dauerhaft Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken. Diese sogenannten Immun­suppressiva verhindern, dass das neue Organ abgestoßen wird. Gleich­zeitig schwächen sie jedoch auch die körper­eigene Abwehr gegen Krebs­zellen – insbesondere in der Haut.2

Auswirkungen von Immun­suppressiva auf die Haut

Studien zeigen, dass Organ­empfänger ein 20 bis 200-fach erhöhtes Risiko für bestimmte Haut­krebsarten haben, insbesondere für das Platten­epithelkarzinom (PEC). Auch das Risiko für ein Basalzell­karzinom und malignes Melanom ist erhöht.2,3

Dieses Risiko entsteht dadurch, dass die Einnahme von Immun­suppressiva wie z.B. Ciclosporin, Tacrolimus oder Azathioprin, neben der Schwächung des Immun­systems und damit der schlechteren Abwehr gegenüber der karzinogenen Wirkung der UV-Strahlung, auch selbst zur Entstehung von Haut­tumoren führen kann.4 Daher kann UV-Strahlung bei Transplantierten schneller und schwer­wiegender zu Haut­veränderungen führen.

Die richtige Haut­pflege nach Transplantation

Aber nicht nur der Haut­schutz im Zusammen­hang mit UV-Strahlen ist wichtig: Eine gute Körper­hygiene ist nach einer Transplantation zudem ein wichtiger Bestand­teil der Infektions­prophylaxe. Verschiedene Immun­suppressiva (z.B. Tacrolimus, Cortison) verursachen häufig Neben­wirkungen wie Juck­reiz, Akne, Haut­ausschlag oder vermehrtes Schwitzen, aufgrund derer die richtige Haut­reinigung und -pflege zusätzlich beachtet werden sollte.5,6 Aufgrund der höheren Infektions­gefahr und der möglicherweise austrocknenden Wirkung auf die Haut wird empfohlen, auf Vollbäder zu verzichten und lieber täglich zu duschen. Ebenfalls sollten Sie Ihre Hand­tücher (wie auch die Bett­wäsche) häufig wechseln, um auch hier einen guten Hygiene­standard zu erhalten.6

Empfohlene Pflege­produkte

Nutzen Sie zum Duschen bevorzugt rück­fettende Produkte mit einem hautneutralem pH-Wert (5,5). Sollten Sie unter trockener Haut leiden, so cremen Sie sich nach dem Duschen oder bei Bedarf mit einer rück­fettenden Körperlotion ein. Auf dem Markt sind mittlerweile sehr viele geeignete Präparate erhältlich, Sie finden diese üblicherweise in Drogerie­märkten. Die Nutzung von Make-Up, Abdeck­stiften oder Puder ist aufgrund der Infektions­gefahr durch den wiederholten Haut­kontakt nicht empfohlen.6

Effektiver Sonnen­schutz nach der Transplantation

Ein zentraler Bestandteil der Prävention von Haut­krebserkrankungen nach der Transplantation ist die Verwendung von Sonnen­schutz – frei nach dem Motto „slip, slop, slap“, das ursprünglich aus Australien stammt (zu Deutsch: Schutz durch Kleidung, Sonnen­schutzmittel und einen Hut).

Auswahl der richtigen Sonnen­creme

Auf dem Markt sind unzählige Sonnen­cremes, -lotionen und -sprays verfügbar. Wie also die richtige Entscheidung treffen? Daten aus einer australischen Studie zeigen, dass die Verwendung eines hoch protektiven (LSF 50+), liposomalen Sonnenschutz­mittels zu einer protektiven Wirkung gegen Haut­krebs (v.a. Plattenepithelkarzinom) führt.6 Neben der Verwendung des richtigen Sonnen­schutzmittels spielt auch die korrekte Anwendung eine große Rolle, da der angegebene Lichtschutz­faktor nur dann erreicht wird, wenn die richtige Konzentration des Sonnen­schutzmittels, die bei 2mg/cm2 Haut liegt, verwendet wird. Für einen Erwachsenen sind dazu durchschnittlich 4 gehäufte (!) Esslöffel nötig. Auch das wiederholte Nach­cremen darf nicht vergessen werden.7 Mittlerweile bieten einige Hersteller auch medizinische Sonnen­schutzprodukte an, die speziell für empfindliche oder immunsupprimierte Haut entwickelt wurden – lassen Sie sich dazu einfach in Ihrer Apotheke oder in Ihrem Transplantations­zentrum beraten.

Alltagstipps für optimalen Schutz

Besonders sonnen­exponierte Haut­areale wie der gesamte Kopf, Hals Dekolleté, aber auch Hände, Arme, Schultern sowie Füße und Beine (je nach Jahres­zeit) sind unter der immun­suppressiven Therapie oft sogar an mehreren Stellen von PEC betroffen.6 Daher ist ein weiterer, wesentlicher Bestandteil des effektiven Sonnen­schutzes neben der Nutzung von Sonnenschutz­mitteln auch die richtige Kleidung inklusive Kopf­bedeckung sowie ein angepasstes Verhalten:
  • Tragen Sie lang­ärmlige, dicht gewebte Kleidung, denn diese schützt besser als dünne Stoffe (UV-Schutzkleidung mit ausgewiesenem Lichtschutz­faktor (UPF) bietet besonders hohen Schutz!)
  • Nutzen Sie einen Hut mit breiter Krempe um Kopf­haut, Gesicht, Ohren und Nacken zu schützen
  • Eine Sonnen­brille mit UV-Schutz schützt die empfindlichen Augen
  • Zwischen 11 und 16 Uhr ist die UV-Strahlung am stärksten. In dieser Zeit sollten Sie sich möglichst im Schatten aufhalten (Achtung: auch im Schatten ist ein zusätzlicher Schutz notwendig, da UV-Strahlen durch helle Flächen reflektiert werden können!)
  • Der UV-Index gibt eine gute Orientierung, welche Maßnahmen nötig sind – denn auch an bewölkten Tagen kann dieser erhöht sein und damit auch ein erhöhter Sonnen­schutz notwendig sein8 – gängige Wetter­apps oder andere Wetter­dienste geben den erwarteten UV-Index an – in der nachfolgenden Abbildung finden Sie die empfohlenen Schutz­maßnahmen für die Normal­bevölkerung.
  •  

Was tun bei Sonnen­brand?

Trotz aller Vorsicht kann es passieren, dass Sie sich einen Sonnen­brand zuziehen. In diesem Fall gilt:
  • Gehen Sie sofort aus der Sonne
  • Kühlen Sie die betroffenen Stellen mit feuchten Tüchern oder kühlenden Gels
  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit
  • Keine Hausmittel wie Quark oder Öl verwenden
  • Bei starken Beschwerden oder Blasenbildung: ärztliche Behandlung aufsuchen

Regelmäßige Haut­krebsvorsorge

Experten empfehlen eine regelmäßige Haut­krebsvorsorge für Transplantierte9:

  • eine jährliche Ganz­körperuntersuchung für alle ohne Hautkrebs­erkrankungen in der Vergangenheit bzw.
  • eine halb­jährliche (ggf. sogar häufigere) Kontrolle für alle, die bereits in der Vergangenheit Haut­krebs hatten oder ausgedehnte Sonnen­schäden aufweisen

Hierbei ist eine enge Abstimmung zwischen Dermatolog*in und dem Transplantations­team wichtig, da ggf. eine Anpassung der immun­suppressiven Therapie nötig ist.

Zwischen den Kontrollen sollten Sie darauf achten, selbst regel­mäßig Ihre Haut zu kontrollieren. Achten Sie auf neue oder sich verändernde Haut­veränderungen, insbesondere raue Stellen, nicht heilende Wunden oder ungewöhnliche Mutter­male.

Tipp: Führen Sie ein Haut­tagebuch oder machen Sie Fotos zur Dokumentation. Eine Vorlage finden Sie hier zum Download.

Fazit

Für Organ­empfänger*innen ist Sonnen­schutz keine Neben­sache, sondern ein zentraler Bestand­teil der Gesundheits­vorsorge. Mit der richtigen Kleidung, hochwertigen Sonnen­schutzmitteln und regel­mäßigen Hautkontrollen können Sie Ihr Risiko deutlich senken – und gleichzeitig unbeschwert das Leben nach der Transplantation genießen. Weitere Informationen und Tipps für Ihr Leben nach der Transplantation bieten Ihnen unsere Informations­broschüren zum Download.

Sie möchten detailliertes Wissen zu Ihrem neuen Leben nach der Transplantation, z.B. zur richtigen Ernährung, Infektionsschutz oder Kinderwunsch erhalten? In unseren Informationsbroschüren erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen:

Jetzt als PDF herunterladen!

FAQ

Empfehlens­wert sind medizinische Sonnen­schutzprodukte, die speziell für empfindliche oder immun­supprimierte Haut entwickelt wurden – lassen Sie sich dazu einfach in Ihrer Apotheke oder in Ihrem Transplantations­zentrum beraten.6
Bei der Suche nach Auffälligkeiten hilft Ihnen die ABCDE-Regel:10 A = Asymmetrie: Ein neu gewachsener oder schon vorhandener Pigment­fleck ist ungleichmäßig und asymmetrisch. B = Begrenzung: Der Pigment­fleck scheint unregel­mäßig aus­gefranst oder gezackt in die umliegende Haut ein­zuwachsen. C = Color (Farbe): Der Pigment­fleck zeigt eine ungleichmäßige Färbung oder Punkte von rosa über grau bis schwarz. Verkrustungen sind ebenfalls verdächtig. D = Durchmesser: Halbkugel­förmige Flecke oder solche von mehr als einem halben Zentimeter sollten von einem Haut­arzt kontrolliert werden. E = Erhabenheit: Der Pigment­fleck ragt mehr als 1 mm in die Höhe.
  1. Deutsche Krebshilfe. UV-Strahlung und Hautkrebs. URL: https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebs-vorbeugen/uv-strahlung-und-hautkrebs/ (abgerufen am 09.07.2025)
  2. Universitätsspital Zürich. Broschüre – Die Haut bei unterdrückter Körperabwehr. URL: https://www.usz.ch/app/uploads/2020/10/ISS-USZ_Immunsupprimierten_A5_INTERNET_TW.pdf (abgerufen am 09.07.2025)
  3. Consensus-Based Recommendations on the Prevention of Squamous Cell Carcinoma in Solid Organ Transplant Recipients | A Delphi Consensus Statement, JAMA Dermatol. 2021 Oct 1;157(10):1219–1226. doi: 10.1001/jamadermatol.2021.3180
  4. Deutsches Ärzteblatt. Hautveränderungen nach Organtransplantation. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/hautveraenderungen-nach-organtransplantation-057e4580-5ff6-4580-8ae4-3301f2e2d6be (abgerufen am 09.07.2025)
  5. netDoktor. Tacrolimus. URL: https://www.netdoktor.de/medikamente/tacrolimus/ (abgerufen am 09.07.2025)
  6. LMU Klinikum. Verhaltensregeln nach einer Nierentransplantation. URL: https://www.lmu-klinikum.de/transplantationszentrum-lmu/patienteninfos/organtransplantation/nierentransplantation/verhaltensregeln-nach-einer-nierentransplantation/ddffd8ca55377f96 (abgerufen am 09.07.2025)
  7. Bundesamt für Strahlenschutz. UV-Schutz durch Sonnencreme. URL:  https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/schutz/sonnencreme/sonnencreme_node.html (abgerufen am 09.07.2025)
  8. Bundesamt für Strahlenschutz. Was ist der UV-Index. URL:  https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/uv-index/einfuehrung/einfuehrung_node.html (abgerufen am 09.07.2025)
  9. Skin Cancer Foundation. Nach einer Transplantation: Neue Gefahren. URL: https://www.skincancer.org/de/blog/after-a-transplant-new-dangers/ (abgerufen am 09.07.2025)
  10. ONKO Internetportal. Vorbeugung und Früherkennung von Hautkrebs. URL: Hautkrebsvorsorge » Hautscreening • Kosten • Ab wann? (abgerufen am 09.07.2025)

Weitere Empfehlungen aus dieser Kategorie