Niereninsuffizienz: von den Ursachen bis zu möglichen Therapien

Niereninsuffizienz: von den Ursachen bis zu möglichen Therapien

Eine Grafik von drei Menschen, die an einer überlebensgroßen Niere stehen und eine Lupe, ein Klemmbrett und eine Pille halten.

Was ist eine Nieren­insuffizienz?

Unsere Nieren sind für die Produktion des Urins verantwortlich und entfernen dabei Gift­stoffe und Stoffwechsel­produkte aus dem Blut. Zudem regulieren sie den Salz- und Wasser­haushalt und produzieren wichtige Hormone. Bei einer Nieren­insuffizienz ist die Funktion der Nieren eingeschränkt, sodass sie diese Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen können. Es wird dabei zwischen einer akuten und einer chronischen Nieren­insuffizienz unterschieden. Während bei einer akuten Nieren­insuffizienz die Nieren­funktion plötzlich rapide abnimmt, entwickelt sich die chronische Nieren­insuffizienz langsam über einen längeren Zeitraum.1 Hält die Schädigung oder Funktions­einschränkung der Nieren über mehr als drei Monate an, handelt es sich laut Definition um eine chronische Nieren­insuffizienz.2

Ursachen einer Nieren­insuffizienz

Eine akute Nieren­insuffizienz kann zum einen direkt durch Entzündungen, Vergiftungen oder Medikamente verursacht werden, zum anderen kann sie indirekt infolge einer körperlichen Notfall­situation auftreten. So wird beispielsweise bei hohem Blut­verlust oder akutem Herz­versagen die Durch­blutung der Nieren mitunter stark verringert, was dazu führen kann, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Zwar nehmen die Nieren die Funktion nach der Stabilisierung des Blut­drucks häufig wieder auf, dauerhafte Schädigungen des Organs sind jedoch möglich.1

Bei der chronischen Nieren­insuffizienz erfolgt eine langsam fortschreitende Zerstörung des Nieren­gewebes und dessen Ersatz durch Binde­gewebe. Ursachen hierfür können ein anhaltend hoher Blut­druck, Entzündungen, Diabetes, Vergiftungen, angeborene Nieren­erkrankungen oder Infektionen durch den Rückstau von Urin durch eine Verengung der Harn­leiter sein.3,4

Symptome einer akuten Nieren­insuffizienz

Frühe Anzeichen

Anfangs sind Betroffene mit einer akuten Nieren­insuffizienz oft symptom­frei. Infolge der Ansammlung von Wasser im Körper gehören ein erhöhter Blut­druck und die Schwellung von Gewebe (Ödeme), z. B. in den Beinen, zu den ersten, noch etwas unspezifischen Anzeichen.5

Fortgeschrittene Stadien

Mit dem Fortschreiten einer akuten Nieren­insuffizienz können weitere Symptome auftreten, darunter Müdigkeit, reduzierte Konzentrations­fähigkeit, Appetit­verlust, Übelkeit und Juckreiz. Auch Schmerzen in den seitlichen Bauch­regionen können sich bemerkbar machen. Das wichtigste Kennzeichen für eine eingeschränkte Nieren­funktion ist jedoch eine stark reduzierte bzw. vollständig ausbleibende Urin­produktion.5

Symptome einer chronischen Nieren­insuffizienz

Frühe Anzeichen

Die chronische Nieren­insuffizienz verläuft zunächst, manchmal über Jahre hinweg, symptom­los. Grund hierfür ist, dass die verbliebene Reinigungs­funktion der Nieren trotz der Einschränkungen noch ausreichend ist.4 Außerdem werden die Symptome der Nieren­insuffizienz häufig durch Beschwerden der die Nieren­insuffizienz verursachenden Grund­erkrankung überdeckt. Zu den frühen Anzeichen zählen eine häufige Ausscheidung von hellem Urin, Blut im Urin, ein erhöhter Blut­druck und die Bildung von Ödemen.6

Fortgeschrittene Stadien

Bei einer fortgeschrittenen chronischen Einschränkung der Nieren­funktion können Müdigkeit, Konzentrations­schwierigkeiten und eine Abnahme der Leistungs­fähigkeit auftreten. Dies liegt daran, dass durch die Funktions­einschränkung der Nieren das Hormon Erythropoetin nicht mehr im ausreichenden Maße produziert werden kann und folglich zu wenige rote Blut­körperchen gebildet werden.6

Wenn die Entgiftung des Blutes durch die Nieren nicht mehr funktioniert, können fast alle Organe des Körpers geschädigt werden. So gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Gedächtnis­störungen, Juckreiz, nächtliche Krämpfe, sowie Muskel- und Gelenk­schmerzen zu den möglichen Symptomen einer Nieren­insuffizienz im fortgeschrittenen Stadium. Auch eine gelbliche Verfärbung der Haut kann beobachtet werden. Zudem sind Betroffene besonders anfällig für Infektionen.6

Weitere mögliche Symptome im Endstadium sind eine Reduktion der Urin­produktion, ein Blut­hochdruck, der nicht mehr zu korrigieren ist, Luft­not, unregelmäßiger Herzschlag und Krämpfe.6

Diagnose­verfahren

Anamnese und körperliche Untersuchung

Zu Beginn eines jeden Diagnose­verfahrens steht die sogenannte Anamnese. Es handelt sich dabei um ein ausführliches Gespräch, bei dem die Behandelnden systematisch die Beschwerden und die Kranken­geschichte der Betroffenen erfragen und dokumentieren.7 Bei Verdacht auf eine Nieren­insuffizienz werden vor allem relevante Vorerkrankungen (z. B. Diabetes oder Bluthochdruck), frühere wiederholte Nieren­probleme (z. B. Harnwegs­infekte) oder die Einnahme von nierenschädigenden Substanzen (z. B. Medikamente oder Kontrast­mittel) abgefragt. Im Anschluss an die Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung, die unter anderem eine Blutdruck­messung umfasst.5

Labor- und bildgebende Diagnostik

Die Untersuchung von Blut- und Urin­proben stellt einen wichtigen Baustein der Diagnostik bei Verdacht auf eine Nieren­insuffizienz dar. Dazu wird das Proben­material im Labor analysiert. Von besonderer Bedeutung ist zum einen die Menge eines bestimmten Eiweißes (Albumin) im Urin und der Serumkreatinin-Wert. Letzterer gibt die Konzentration des Stoffwechsel­produktes Kreatinin im Blut an, das normalerweise über den Urin ausgeschieden wird.2,8

Darüber hinaus werden auch bildgebende Verfahren genutzt, die eine Beurteilung der Schäden und der Funktion der Nieren ermöglichen. Dabei spielen insbesondere die Ultraschall­untersuchungen des Bauch­raums und der Nieren eine entscheidende Rolle.5

Niereninsuffizienz: Dialyse oder Transplantation

Liegt die Diagnose einer Nieren­insuffizienz vor, so ist das Behandlungs­ziel zunächst der Erhalt der verbliebenen Nieren­funktion bzw. die Verlangsamung des Krankheits­fortschritts sowie die Vermeidung von Komplikationen. Wenn die Nieren­funktion jedoch fast vollständig versagt, ist eine Nieren­ersatztherapie erforderlich.4 Hierfür kommt die Dialyse oder eine Nieren­transplantation infrage.

Die Dialyse ist ein Verfahren, bei dem die Stoffe aus dem Körper entfernt werden, die normalerweise über den Urin ausgeschieden werden. Bei der sogenannte Hämo­dialyse wird dazu das Blut außerhalb des Körpers gereinigt, wohingegen bei der Peritoneal­dialyse die Reinigung über eine Spülung des Bauch­raumes innerhalb des Körpers erfolgt. Zwar ermöglichen beide Verfahren die Beseitigung von Gift­stoffen und Stoffwechsel­produkten, doch andere Funktionen der Nieren können hiermit nicht übernommen werden.9 Dies gelingt nur mithilfe einer Nieren­transplantation – lesen Sie hierzu auch unsere Informations­broschüre „Wissenswertes rund um die Nierentransplantation“.

Aufgrund der Knappheit an gespendeten Organen beträgt die Warte­zeit auf eine passende Niere, gespendet von einer verstorbenen Person, jedoch durchschnittlich sechs Jahre.10 Eine Lebend­nierenspende von einer engen Bezugs­person oder eine Überkreuz­lebendspende, bei der eine Organ­spende zwischen zwei Spende­paaren überkreuz erfolgt11, können die Warte­zeit deutlich verkürzen. Mit einer Transplantation kann die Funktion der Niere wiederhergestellt werden und Betroffene haben die Möglichkeit, in ein aktives und selbstbestimmtes Leben zurückzukehren. Um eine Abstoßung des Transplantats durch das körpereigene Abwehr­system zu verhindern, müssen Betroffene jedoch lebenslang Medikamente einnehmen (Immunsuppressiva).9

Vorbeugung und Lebens­stil

Kann man einer Nieren­insuffizienz vorbeugen? Durch einen gesunden Lebens­stil kann zumindest das Risiko reduziert werden, Blut­hochdruck oder Diabetes zu entwickeln, die zu den häufigsten Ursachen einer chronischen Nieren­insuffizienz gehören. Die wichtigsten Grund­pfeiler eines gesunden Lebens­stils sind dabei ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung, der Verzicht aufs Rauchen und die Vermeidung von Übergewicht.4

Bei Personen, die ein erhöhtes Risiko für eine Nieren­insuffizienz haben, sollten auch verschiedene medizinische Maßnahmen zur Vorbeugung berücksichtigt werden. So sollten, wenn möglich, Medikamente und Kontrast­mittel vermieden werden, die die Nieren schädigen können.5

Sie möchten detailliertes Wissen zu Ihrem neuen Leben nach der Transplantation, z.B. zur richtigen Ernährung, Infektionsschutz oder Kinderwunsch erhalten? In unseren Informationsbroschüren erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen:

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Fazit

Bei einer Nieren­insuffizienz ist die Funktion der Nieren eingeschränkt, sodass diese ihre Aufgaben nicht mehr vollumfänglich erfüllen können. Dies kann verschiedene Ursachen haben und vielfältige Symptome hervorrufen. Ein besonders typisches Merkmal ist die Reduktion der Urin­produktion. Wenn die Rest­funktion der Nieren nicht mehr ausreicht, kommt eine regelmäßige Dialyse oder eine Nieren­transplantation als Behandlungs­option infrage.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Zu Beginn verläuft eine Nieren­insuffizienz häufig symptom­los, das heißt die Betroffenen merken davon nichts. Erste Anzeichen bei Fortschreiten der Nieren­schädigung können eine häufige Ausscheidung von hellem Urin, Blut im Urin, ein erhöhter Blut­druck und die Bildung von Wasser­einlagerungen in der Haut (Ödeme) sein. Später kommen weitere Symptome hinzu.5,6
Da eine Nieren­insuffizienz anfänglich in vielen Fällen symptom­los verläuft, bemerkt man zu Beginn meistens nichts. Im weiteren Verlauf kann die Erkrankung durch eine häufige Ausscheidung von hellem Urin, Blut im Urin, einem erhöhten Blut­druck und der Bildung von Wasser­einlagerungen in der Haut (Ödeme) sichtbar werden. Außerdem berichten Betroffene häufig von Müdigkeit, Konzentrations­schwierigkeiten und einer Abnahme der Leistungs­fähigkeit.5,6
Im Anfangs­stadium bemerkt man eine Nieren­insuffizienz in den meisten Fällen nicht, da noch keine Symptome sichtbar werden. Erst bei fortschreitender Einschränkung der Nieren­funktion kommt es zu einer häufigen Ausscheidung von hellem Urin, Blut im Urin, einem erhöhten Blut­druck und der Bildung von Wasser­einlagerungen in der Haut (Ödeme). Darüber hinaus sind Müdigkeit, Konzentrations­schwierigkeiten und eine Abnahme der Leistungs­fähigkeit typisch.5,6 Bei Risiko­faktoren für eine Nieren­insuffizienz oder Vorliegen bestimmter Grund­erkrankungen (z. B. Diabetes, Blut­hochdruck) sollten Sie Ihre Nieren­funktion regelmäßig überprüfen lassen.
Um eine Nieren­insuffizienz diagnostizieren zu können, sind mehrere Schritte erforderlich: Zunächst werden in einem ausführlichen Gespräch, der Anamnese, die Beschwerden und die Kranken­geschichte der Betroffenen erfragt. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Von besonderer Bedeutung ist die Untersuchung von Blut- und Urinproben, aber auch bildgebende Methoden, z. B. Ultraschall­untersuchungen der Nieren kommen zum Einsatz.2,5,8
  1. Silbernagel S. Die Funktion der Nieren. In: Kurtz A, Pape H-C,Silbernagel S (Hrsg.), Physiologie. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2014;380-436
  2. KDIGO. KDIGO 2024 Clinical practice guideline for the evaluation and management of chronic kidney disease. Kidney Int 2024;105(4s):S117-s314
  3. Lang F, Kurtz A. 29.6. Chronische Niereninsuffizienz. In: Schmidt RF, Lang F,Thews G (Hrsg.), Physiologie des Menschen. Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2005;698
  4. IQWiG. Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz). 2024. https://www.gesundheitsinformation.de/chronische-nierenkrankheit-niereninsuffizienz.html, abgerufen am: 21.02.2025
  5. Gelbe Liste. Akute Niereninsuffizienz. 2019. https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/akute-niereninsuffizienz, abgerufen am: 24.02.2025
  6. Internisten im Netz. Chronische Nierenschwäche: erste Anzeichen, Symptome & Krankheitsstadien. 2022. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/nierenschwaeche-chronisch/erste-anzeichen-symptom-stadien.html, abgerufen am: 24.02.2025
  7. DocCheck Flexikon. Anamnese. 2025. https://flexikon.doccheck.com/de/Anamnese, abgerufen am: 27.02.2025
  8. Khwaja A. KDIGO clinical practice guidelines for acute kidney injury. Nephron Clin Pract 2012;120(4):c179-84
  9. Lang F, Kurtz A. 29.7. Nierenersatztherapie. In: Schmidt RF, Lang F,Thews G (Hrsg.), Physiologie des Menschen. Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2005;699
  10. Kolbrink B, Kakavand N, Voran JC, et al. Allokationsregeln und altersabhängige Wartezeit bei Nierentransplantationen. Dtsch Artzebl Int 2024;17:559-65
  11. Bundesministerium für Gesundheit. Lauterbach: Überkreuzspende gibt Nierenkranken Hoffnung. 2024. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/lebendorganspende-reform-kabinett-17-07-24.html, abgerufen am: 27.02.2025

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