Herausforderungen nach der Transplantation: Komplikationen kennen und Anzeichen erkennen

Wie bei allen medizinischen Maßnahmen können auch nach einer Transplantationsoperation Probleme auftreten. Dabei kann es sich um allgemeine Komplikationen wie Infektionen, Blutungen, Schmerzen oder Probleme bei der Wundheilung handeln. Das Risiko dafür ist nach einer Transplantation teilweise sogar erhöht.1 So können beispielsweise vermehrt (Nach)Blutungen auftreten, da eine Transplantation stets mit Eingriffen an Blutgefäßen zur Versorgung des neuen Organs einhergeht.
Das menschliche Abwehrsystem (Immunsystem) ist darauf ausgelegt, Fremdkörper wie z.B. Krankheitserreger zu erkennen und abzutöten. Unter Umständen wird dadurch jedoch das transplantierte Organe als fremd identifiziert und kann abgestoßen werden. Dabei wird, je nach Zeitpunkt der Abstoßungsreaktion und dem Schweregrad, zwischen einer hyperakuten, akuten und chronischen Abstoßung unterschieden.2,3 Eine hyperakute Abstoßung wird in den meisten Fällen durch sorgfältige Voruntersuchungen verhindert und eine akute Abstoßung kann in der Regel medikamentös behandelt werden. Eine chronische Abstoßung hingegen kann zu einer langfristigen Funktionseinschränkungen des neuen Organs führen und eine erneute Transplantation notwendig machen. Zur Vorbeugung einer Abstoßungsreaktion müssen lebenslang Medikamente (Immunsuppressiva) eingenommen werden, die das Immunsystem unterdrücken.11
Da die systematische Unterdrückung des Immunsystems jedoch die Anfälligkeit für Infektionen erhöht4, sind nach einer Transplantation Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen keine Seltenheit.5-7 Bakterielle Infektionen treten beispielsweise oft als Wundinfektionen an der Operationsnarbe auf. Eine häufige Pilzinfektion wird durch den Hefepilz Candida albicans ausgelöst und zeigt sich als Entzündungen u. a. im Mund- und Rachenraum (Soor), aber auch in den Atemwegen oder dem Urogenitaltrakt. Auch eine Infektion mit dem Herpesvirus Zytomegalievirus (CMV) wird durch die reduzierte Immunabwehr begünstigt.6
In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass das neue Organ seine Funktionen gar nicht aufnimmt.5 Dann ist dringend eine erneute Transplantation notwendig. Etwas häufiger kommt es zu Transplantatdysfunktionen, bei denen das Spenderorgan anfänglich oder vorrübergehend nur einen Teil seiner Aufgaben übernimmt.8 Bei einer Nierentransplantation kann in diesem Fall eine vorübergehende Dialysebehandlung notwendig werden.4
Sie selbst können das Risiko von Komplikationen jedoch aktiv reduzieren. So reichen zur Vorbeugung von Infektionen in der Regel ein paar einfache Maßnahmen aus. Dazu gehören neben der allgemeinen Körperhygiene und häufigem Händewaschen ausreichende Schlaf- und Erholungszeiten, eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Betätigung und die Gewichtskontrolle.7,9 Zur Vermeidung einer Abstoßungsreaktion müssen Sie die verschriebenen Medikamente konsequent und genau nach Anweisung einnehmen10 sowie die Empfehlungen des bzw. der behandelnden Arztes/Ärztin zur grundsätzlichen Therapie einhalten. Zudem ist es wichtig, alle geplanten Nachuntersuchungen wahrzunehmen, um rechtzeitig mögliche Komplikationen zu erkennen.
Seien Sie achtsam und beobachten Sie Ihren Körper genau: Frühzeitig erkannte Veränderungen helfen Ihnen dabei, Ihre Gesundheit nach einer Transplantation langfristig zu bewahren.
- LMU Klinikum. Nach der OP einer Nierentransplantation. https://www.lmu-klinikum.de/transplantationszentrum-lmu/patienteninfos/organtransplantation/nierentransplantation/nach-der-op-einer-nierentransplantation/db77ee897ce2a0c4#:~:text=Eine%20urologische%20Komplikation%20ist%20die,um%20die%20erforderliche%20Ausscheidung%20wiederherzustellen., abgerufen am: 08.04.2024
- DocCheck. Transplantatabstoßung. 2024. https://flexikon.doccheck.com/de/Transplantatabsto%C3%9Fung, abgerufen am: 08.04.2024
- Immunologie für Jedermann. Abstossung und Immunsupression. 2024. https://das-immunsystem.de/wissenswertes/organtransplantation/abstossung-und-immunsuppression/, abgerufen am: 08.04.2024
- Transplantationszentrum Mainz. Niere Ablauf der Transplantation. 2022. https://www.unimedizin-mainz.de/transplantationszentrum/startseite/niere/transplantation-und-moegliche-komplikation.html, abgerufen am: 08.04.2024
- Transplantationszentrum Uniklinik Bern. Komplikationen. https://www.transplantationszentrum-bern.ch/de/transplantationen/nierentransplantation/komplikationen.html, abgerufen am: 08.04.2024
- Theegarten D, Anhenn O, Müller KD. [Infections in organ transplantations]. Pathologe 2011;32(2):159-64
- LMU Klinikum. Verhaltensregeln nach einer Lebertransplantation. https://www.lmu-klinikum.de/transplantationszentrum-lmu/patienteninfos/organtransplantation/lebertransplantation/verhaltensregeln-nach-einer-lebertransplantation/ea988bbd08858d5a, abgerufen am: 08.04.2024
- Guba M, Rentsch M, Angele MK. Komplikationen bei Lebertransplantationen. In: Rentsch M, Khandoga A, Angele M, et al. (Hrsg.), Komplikationsmanagement in der Chirurgie. Springer Berlin Heidelberg, 2015
- LMU Klinikum. Verhaltensregeln nach einer Nierentransplantation. https://www.lmu-klinikum.de/transplantationszentrum-lmu/patienteninfos/organtransplantation/nierentransplantation/verhaltensregeln-nach-einer-nierentransplantation/ddffd8ca55377f96, abgerufen am: 08.04.2024
- Uniklinikum Würzburg. Medikamente nach der Transplantation. 2024. https://www.ukw.de/behandlungszentren/transplantationszentrum/nieren-tx-programm/patienteninformationen/medikamente-nach-der-transplantation/#:~:text=T%C3%A4gliche%20Einnahme%20von%20Medikamenten,Immunsystem%20gezielt%20schw%C3%A4chen%2C%20sogenannte%20Immunsuppressiva., abgerufen am: 08.04.2024
- Transplant-Wissen. Komplikationen nach Leber- oder Nierentransplantation. https://www.transplant-wissen.de/auftreten-von-komplikationen/, abgerufen am 24.09.2024
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